Historische Lexikographie zwischen Tradition und Innovation by Anja Lobenstein-Reichmann Peter O. Müller

Historische Lexikographie zwischen Tradition und Innovation by Anja Lobenstein-Reichmann Peter O. Müller

Autor:Anja Lobenstein-Reichmann,Peter O. Müller
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: De Gruyter
veröffentlicht: 2016-03-15T00:00:00+00:00


Der Vergleich mit den Angaben in 2DWB zeigt mehrere Divergenzen. So stehen den fünf dort für das 18. Jahrhundert genannten ex-Lexemen bei Hoppe (1999) 32 gegenüber und in 2DWB fehlt auch ein Hinweis auf Exjesuit (dort erst 1781) als Leitwort und auf den folgenden, auch an mehreren hybriden Wortbildungen ablesbaren Produktivitätsschub. Insofern erweist sich der 2DWB-Artikel als unzureichend.

Andere Kombinemartikel in 2DWB fallen deutlich kürzer aus. So ist zum „lehnelement“ foto- vermerkt, dass es „nur als erstelement in zusammensetzungen auftritt. ca. 60 nominale wissenschaftssprachliche zuss., bis in die 1. hälfte des 19. jhs. nur wenige bildungen. bis ende des 20. jhs. in der schreibung photo-“.Auch hier bleibt bei den sechs angegebenen Sublemmata unklar, inwieweit Entlehnungen oder deutsche Fremdwortbildungen vorliegen. Lediglich bei Fotovoltaik („wohl unter einfluß von engl. photovoltaic adj.“) findet sich ein entsprechender Hinweis. Bei dem s. v. Europa- angeführten euro- („als nebenform tritt im 20. jh. das z. t. aus Europa, z. t. aus europäisch gekürzte euro- auf, das (meist) für substantivische zuss. verwendet wird“) fehlt ein Hinweis auf die Verwendung als Substantiv (Euro). Zu aero- heißt es schließlich lapidar, „als bestimmungswort für eine reihe jüngerer, meist substantivischer zusammensetzungen im bereich der technik, zu grch. άήρ, lat. āēr untere luftschicht, dunstkreis, atmosphäre, luft“. Es folgen 19 als Hauptlemmata verzeichnete aero-Lexeme, wobei auch hier Hinweise fehlen, ob es sich um Entlehnungen oder deutsche Bildungen handelt. Erst ein Vergleich mit dem Oxford English Dictionary zeigt, dass es sich z. B. bei Aerobus (2DWB I: 1968 OED3: 1906) und Aerotaxi (2DWB I: 1954, OED3: 1909) um englische Lehnwörter handelt. In OED3 wird auch die internationale Seite des Euromorphems aero- sichtbar: „Compare French aéro-(formations in which are found from the late 17th cent.), Italian aero-(formations in which are found from the mid 17th cent.), and German Aero-(formations in which are found from the 18th cent.).”173 Gegenüber OED, aber auch dem Trésor de la langue française (TLFi) bleibt die aero-Darstellung in 2DWB sowohl hinsichtlich der Erläuterung als auch der angeführten Beispiele (OED2: über 140, TLF: ca. 120)174 deutlich zurück. Auch der Vergleich mit der Neubearbeitung des Deutschen Fremdwörtebuchs (2DFWB) führt zu einem ähnlichen Ergebnis, wie im Folgenden gezeigt werden soll.



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